de | en

🠔 alle anzeigen

Teilen:

KI zwischen Mythos und Realität

© shutterstock

Die Digitalisierung hat spürbare Auswirkungen, nicht nur auf betriebliche Prozesse. Die Digitale Transformation betrifft die gesamte Gesellschaft. Insbesondere Maschinelle Lernverfahren, häufig als Künstliche Intelligenz bezeichnet, stellen uns vor Herausforderungen im Umgang mit der Technologie. Immer drängender werden die Fragen, welche Entscheidungen wir den Algorithmen überlassen können und welche Grenzen für Künstliche Intelligenz notwendig sind.

Die Frage nach der Ethik von Technik und der Technikfolgen sind häufig nicht die ersten, die man sich bei Projekten stellt. Dennoch sind es Fragen, die viele umtreiben: die EntwicklerInnen, denen wichtig ist, etwas „Gutes“ zu schaffen, die Mitarbeitenden, die wissen wollen, wie der Roboter, mit dem sie täglich arbeiten, funktioniert und diejenigen, die Risiken bewerten wie Regulatoren, Prüferinnen, Versicherer.

Mit Prof. Dr. Peter G. Kirchschläger von der Universität Luzern konnten wir diskutieren, ob Maschinen ein Gewissen haben und wie sich Menschenrechte in der Technologie widerspiegeln können. In seinem interessanten Diskurs in die Ethik zeigte er Voraussetzungen für den Einsatz von Technologie und im Besonderen von Entscheidungssystemen auf. Anschauliche Beispiele für Ethik-Laien halfen dabei, das theoretische Fundament in einen Kontext zu stellen. Seine These: Das Gewissen des Menschen führt dazu, dass es keine „Hierarchien“ von Regeln gibt, sondern dass Entscheidungen stets in der konkreten Situation individuell abgewogen werden müssen. Die hat zur Folge, dass einfache Hierarchisierungen, die einzelne Regeln priorisieren, nicht funktionieren. Daraus ergibt sich die große Herausforderung, Maschinen ethisch entscheiden zu lassen.

Wenn es darum geht, Technologie und menschliches Verhalten gemeinsam zu beschreiben, ist „human in the loop“ das richtige Stichwort. Dazu stellte Prof. Dr. Sabine Pfeiffer von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die Wechselwirkungen von menschlichem Verhalten und Algorithmen dar. Insbesondere statistische Fallstricke wurden anschaulich präsentiert. Beispielsweise der Umstand, dass wenn die Datenmenge groß genug ist, sich irgendwelche Zusammenhänge oder Korrelationen schon finden lassen. Diese Weisheit aus der Statistik lässt aber per se keine ursächlichen Beziehungen der Daten zu. Gerade bei statistischen Lernverfahren ist dies sehr wichtig und benötigt Domänenwissen, um sinnvoll Daten auswerten zu können.

Um in der Diskussion die Praxis nicht zu vernachlässigen, stellte Prof. Dr. Marco Huber vom Fraunhofer IPA einige Leuchtturmprojekte aus Baden-Württemberg vor. Gerade in der Produktion konnten einige Erfahrungen gesammelt werden, wie mit maschinellen Lernverfahren Ressourcen, Zeit und damit Kosten gespart werden können. Mittelstand und Forschung arbeiten hier eng zusammen.

Welche Auswirkungen die Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt hat, welche Kompetenzen in Zukunft gefragt sein werden und wo die Technologie die Arbeitskraft ersetzen wird und wo nicht, konnten die Teilnehmenden dann mit Prof. Dr. Rupert Felder, Personalleiter Heidelberger Druckmaschinen AG, diskutieren.

Welf Schröter, Mitinitiator des „Forum Soziale Technikgestaltung“ trat mit Teilnehmenden und ReferentInnen der Veranstaltung in eine Diskussion und präsentierte Thesen, um die Technologie im Sinne des Menschen zu gestalten. Die ganzheitliche, offene Diskussion zwischen den einzelnen Fachdisziplinen, dem Abwägen zwischen praktischen Herausforderungen und theoretischen Leitlinien stieß auf eine große Resonanz unter den Teilnehmenden und führte zu einer lebhaften Diskussion.

 

Autor: Lukas Schleicher